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Zukunftstechnologien aus Nordrhein-Westfalen haben eine Strahlkraft weit über Deutschland und Europa hinaus

Nordrhein-Westfalen geht mit reichlich Innovationskraft voran auf dem Weg von Kohle zur KI. Eine Schlüsselrolle dabei nimmt die exzellente Forschungslandschaft ein. Drei Fragen an Ina Brandes, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, zur Zukunft des Computings.

Frau Ministerin Brandes, Computer begleiten uns in allen Lebensbereichen. Moderne Chips – von der Steuerung der Kaffeemaschine über smarte Fitness-Tracker oder Sprachassistenten im Auto bis hin zu Hochleistungs-Rechenzentren – treiben die Digitalisierung im Leben der Menschen voran. Welche Chancen und Herausforderungen sehen Sie?

Die Entwicklung der Rechenleistung ist rasant. Computer, die vor wenigen Jahren noch ganze Hallen füllten, tragen wir heute als Smartwatch und Mobiltelefon am Handgelenk und in der Hosentasche. Diese Fortschritte bei der Rechenleistung werden in Zukunft einer der entscheidenden Schlüssel sein, die großen Herausforderungen der Menschheit zu meistern:

  • In der Medizin werden noch präzisere Diagnosemöglichkeiten und individuell auf jede Patientin und jeden Patienten zugeschnittene Therapien eingeführt, die mit deutlich geringeren Nebenwirkungen einhergehen.
  • Im Verkehr werden intelligente Mobilitätskonzepte möglich, die unsere Ballungsräume sauberer und lebenswerter und den Bus- und Bahnverkehr in ländlichen Regionen besser machen werden.
  • Unsere Energieversorgung wird ressourcen- und umweltschonender mit dem Einsatz smarter Batterielösungen, die auch dann Strom liefern, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht.
  • Unsere Studentinnen und Studenten werden profitieren von effizienten Lehr- und Lernmethoden mit Hilfen, die auf die Stärken und Schwächen einer jeden Studentin und eines jeden Studenten zugeschnitten sind.

Bei allem Optimismus, dass Quantenrechner, Supercomputer und KI das Leben der Menschen leichter und angenehmer machen werden, gehen solche einschneidenden Umbrüche immer mit Skepsis und Vorbehalten einher. Diese Sorgen der Menschen müssen wir ernst nehmen. Es ist die Aufgabe der Politik dafür zu sorgen, dass die Entwicklung von KI-Anwendungen begleitet wird von Fragen der Ethik und der Datensicherheit. Auch deshalb investieren wir als Land Nordrhein-Westfalen in die KI-Forschung, um ein Gegengewicht zu den amerikanischen Großkonzernen zu schaffen, für die Erwägungen der wirtschaftlichen Verwertbarkeit deutlich im Vordergrund stehen.

Wie entwickelt sich Nordrhein-Westfalen aus Ihrer Sicht als Standort für diese Zukunftstechnologien?

Die Dichte und Qualität von herausragender KI-Forschung an zahlreichen Hochschulstandorten bei uns sind einzigartig in Europa: 14 Universitäten, 16 Hochschulen für angewandte Wissenschaften, 14 Exzellenzcluster, mehr als 50 außeruniversitäre Forschungseinrichtungen und die Johannes-Rau-Forschungsgemeinschaft. Dazu das Lamarr-Institut für Maschinelles Lernen und Künstliche Intelligenz als eines der bundesweit führenden Spitzenzentren, zu dem wir ein Fellowship-Programm aufgelegt haben. Und CAIS, ein eigenes Institut für

Digitalisierungsforschung auch unter ethischen und sozialwissenschaftlichen Gesichtspunkten. Nordrhein-Westfalen ist mit seiner Forschungslandschaft für die Zukunft sehr gut aufgestellt. Quantencomputing ‚made in NRW‘ gehört international zur Spitze, und bald bekommen wir im Forschungszentrum Jülich den Exascale-Rechner JUPITER, der einer der stärksten KI-Supercomputer weltweit und der erste in Europa dieser Klasse sein wird.

Hier ist eine Forschungslandschaft entstanden, die Strahlkraft weit über Deutschland und Europa hinaus entwickelt hat und zugleich mit einer Sogwirkung für exzellente Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler einhergeht. Jahr für Jahr kommen im Zuge unseres Rückkehrprogramms Forscherinnen und Forscher ganz bewusst aus dem Ausland nach Nordrhein-Westfalen, weil sie hier das Umfeld vorfinden, das sie für ihre Arbeit brauchen. Sie haben erkannt, dass Nordrhein-Westfalen in Sachen Zukunftstechnologien in vielen Bereichen zur Weltspitze gehört. So verstärken jetzt die beiden Quanten-Spitzenforscher Dr. Ramona Wolf und Dr. Giovanni Cerchiari das Siegener Physik-Department.

Was erhoffen Sie sich von der „Future of Computing“ in Nordrhein-Westfalen?

Noch nie war so viel Wissen für so viele Menschen verfügbar wie heute. Wir haben also alle Voraussetzungen dafür, die großen Herausforderungen in Medizin, Mobilität, Energieversorgung, Klimaschutz und Bildung zu meistern. Entscheidend wird sein, dass es uns gelingt, junge Menschen für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik zu begeistern. Die Fachkräftefrage ist DIE entscheidende Zukunftsfrage, ob wir unseren Wohlstand und unsere soziale Sicherheit werden halten und mehren können.

Als Geschäftsführerin eines technischen Unternehmens habe ich selbst erfahren, dass der effizienteste Weg, Fachkräfte zu gewinnen, ist, sie selbst auszubilden. Und damit können wir gar nicht früh genug beginnen. Deshalb sprechen wir zum Beispiel mit unserer Initiative zdi und ihren Schülerlaboren ganz bewusst Schülerinnen und Schüler an, um ihnen schon früh Lust auf MINT-Fächer zu machen. Über 100.000 junge Menschen erreichen wir inzwischen jedes Jahr mit dem Programm.

Mit einem exzellenten Umfeld für Forschung und Lehre und jungen Menschen, die Freude an MINT-Fächern haben, haben wir die besten Chancen, Innovationen sowohl zu erforschen als auch zur Marktreife zu entwickeln. Gut ausgebildete Fachkräfte werden uns helfen, die Lücke zwischen der Grundlagenforschung und der Anwendung zu schließen. Ich bin sicher, dass uns die Zukunft des Computings entscheidend dabei helfen wird, den Sprung von der Kohle zur KI erfolgreich zu schaffen.

Frau Ministerin Brandes, vielen Dank für das Gespräch.

Quelle: NMWP-Magazin

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