Fraunhofer entwickelt Sensorsystem für KMU
Das mobile Produktionsdatenerfassungssystem von Fraunhofer Lemgo hat es in sich: Diverse Sensortypen erheben die Daten – ohne zusätzliche Hardware sendet das System sie zur Verarbeitung in die Cloud.
„INAsense“: Mobiler Sensorkoffer für Schulungen und Analysen
Fraunhofer IOSB-INA, der Forschungsstandort für intelligente
Automation in Ostwestfalen-Lippe, hat ein neuartiges mobiles
Sensorsystem entwickelt. Was aussieht wie ein wenig unhandliches
Reisegepäck, ist ein mobiler „Industrie 4.0-Analysekoffer“ für Maschinen
und Anlagen. INAsense, so der Name, ermöglicht es, Daten von
bestehenden Prozessen sowie Daten von zusätzlichen Sensoren temporär zu
erfassen und via Mobilfunk an eine Datenbank zu übermitteln. Verfahren
der maschinellen Intelligenz können diese dann analysieren und Ursachen
für Qualitätsdefizite offenlegen oder Anzeichen für eine anstehende
Wartung identifizieren. Grundidee und Clou der Entwicklung: Der
Unternehmer braucht nicht in eigene Hardware oder Sensorik-Fachkräfte zu
investieren.
Was erwarten Unternehmen im Mittelstand von Industrie 4.0? Wo erhofft man sich Vorteile, wo verbirgt sich ein greifbarer und konkreter Nutzen? Ohne zunächst hohe Beträge in Betriebsmittel und Personal zu investieren, lassen sich diese Fragestellungen schwer beantworten. Eine praxisnahe, überzeugende Antwort kommt von Fraunhofer aus Lemgo: Mit dem neuen Sensorsystem wollen die Entwickler es ihren Partnern insbesondere im Mittelstand zukünftig einfacher machen, mehr Transparenz, Kontrolle, Planbarkeit, Sicherheit und Flexibilität in der eigenen Produktion zu gewinnen. Dr.-Ing. Holger Flatt, Leiter der Forschungsgruppe „Intelligente Sensorsysteme“ bei Fraunhofer, fasst den Ansporn für dieses Entwicklungsprojekt zusammen: „Industrie 4.0 ist für viele Mittelständler noch ein abstrakter Begriff, der nichts mit Ihren Auftragsbüchern oder ihren Produkten zu tun hat. Mit dem mobilen Sensorsystem wollen wir vor Ort Daten gewinnen, Transparenz erzeugen und Potentiale aufzeigen oder bei dem Auffinden von Problemen unterstützen. Ein großer Vorteil dabei ist, dass weder eigene Sensorik-Hardware noch eigene einschlägige Industrie 4.0-Kompetenz im Unternehmen vorhanden sein muss.
Das
Sensorsystem bietet zur Gewinnung dieser Daten im Vergleich zu seiner
Größe (knapp 80cm lang und 50 cm breit) eine große technische
Bandbreite: Infrarot-, Vibrations-, Druck-, Distanz-, Temperatur-,
Luftfeuchte- und Anlagenleistungsmessung sowie diverse weitere
physikalische Eigenschaften der Anlage – all das nimmt das Messsystem
von Fraunhofer wahr. Außerdem ist eine speicherprogrammierbare Steuerung
(SPS) verbaut, ein interner Rechner und ein Gateway sowie ein
LTE-Router zur Übermittlung der Sensordaten an eine sichere Cloud.
Entwickler und wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fraunhofer Standort
Lemgo, Andrej Friesen, erklärt: „Daten- und Informationsquellen sind die
Basis für alle Industrie 4.0-Anwendungen. Wir wollen unseren Partnern
eine Kombination aus Mobilität und industrieller Sensorik sowie einem
anwendungsunabhängigen Aufbau bieten, die mit unmittelbaren
Erkenntnissen und damit einhergehendem Nutzen überzeugt. Unser INAsense
unterscheidet sich dabei insofern von vergleichbaren Systemen, als dass
es nicht nur für eine Branche (wie Automotive oder die Prozessindustrie)
optimiert ist und direkt in die laufende Produktion gebracht und
eingesetzt werden kann."
So soll sich das Produktionsdatenerfassungssystem aus Lemgo zukünftig in unterschiedlichsten Szenarien als nützlich erweisen. Zum Beispiel in der Qualitätssicherung, um Transparenz im Prozess zu schaffen oder bevorstehende Wartungen vorherzusagen. Auch können Maschinen auf Basis der Erkenntnisse aus den Produktionsdaten effizienter und leistungsfähiger betrieben werden.