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Ein kleines Teil für die große Wissenschaft

Fachhochschule Südwestfalen

Hagen. Prost und Mahlzeit, Amen und Kirche, Schuss und Tor. Es gibt Begriffe, die ziemlich oft in einem Atemzug genannt werden. Die Fachhochschule Südwestfalen und das europäische Kernforschungsinstitut CERN bei Genf passen erstens kaum in einen Atemzug und hatten zweitens bisher auch nicht wirklich viele Berührungspunkte. Jetzt aber gibt es ein Bindeglied, das gerade deswegen außergewöhnlich ist, weil es aus der Elektrotechnik kommt. Es geht um den Halbleiterchip von Waldemar Stroh.

„Die Frage liegt schon nahe“, sagt Prof. Dr. Dominik Aufderheide. „Was haben wir als Fachhochschule Südwestfalen mit dem Teilchenbeschleuniger in der Schweiz zu tun?“ Die Antwort liefert der Professor direkt hinterher: „Einer meiner Studenten hat ein kleines, sehr kleines Teil konstruiert, um dieses riesige Puzzle ein Stück besser zu machen.“ Und, um es direkt vorweg zu nehmen, die Chancen stehen sehr gut, dass dieses Teil tatsächlich eingesetzt wird. Der Halbleiterchip von Waldemar Stroh hat hohe Qualitätsmerkmale erreicht, um Bestandteil des ATLAS-Teilchendetektors am CERN zu werden.

Waldemar Stroh studiert im Verbundmasterstudiengang Elektrotechnik in Hagen und arbeitet parallel als Entwicklungsingenieur im Department Physik an der Naturwissenschaftlich-Technischen Fakultät der Universität Siegen. Im Rahmen seiner von Prof. Dr. Aufderheide und Dr. Michael Ziolkowski von der Uni Siegen betreuten Masterarbeit nahm er sich Kleines und doch so Großes vor. Dabei profitierte er von den Kontakten der Siegener Physiker und Ingenieure, die, gefördert vom Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), schon seit über 20 Jahren sehr erfolgreich für das LHC-Projekt am CERN arbeiten. Stroh entwickelte einen Mikrochip, der richtig Leistung bringen kann. Dominik Aufderheide erklärt: „Der Large Hadron Collider (LHC) am CERN bei Genf ist derzeit der größte und leistungsstärkste Teilchenbeschleuniger der Welt. Hier werden in einem fast 27 Kilometer langen Ringtunnel Protonen erst auf nahezu Lichtgeschwindigkeit beschleunigt und dann zur Kollision gebracht.“

Und genau bei dieser Kollision kommt jetzt Waldemar Strohs Mikrochip ins Spiel. Denn beim großen Crash der Protonen entstehen in einem sehr kurzen Zeitraum Daten. Viele Daten. Sehr viele Daten. Und genau auf diese Daten kommt es an. Sie müssen weiter. Schnell weiter. Waldemar Strohs neuer Halbleiterchip kann das. Er leitet mehr Daten effizienter, schneller und fehlerfrei weiter. „Dadurch werden die Ergebnisse besser auswertbar“, sagt Aufderheide, „das ist wie bei einem Foto, das schärfer wird und auf dem man plötzlich mehr sehen kann.“

Dominik Aufderheide ist stolz auf die Arbeit seines Studenten. „Das ist schon was Besonderes“, sagt der Professor, der im Bereich der industriellen Messtechnik lehrt und forscht, „schließlich ist der Teilchenbeschleuniger in Genf ein Sehnsuchtsort experimenteller Wissenschaft.“  Und dieser Sehnsuchtsort hat nun ein kleines, aber wichtiges Bindeglied mit der Fachhochschule Südwestfalen in Hagen.