Klimaneutraler Kohlenstoff
Ohne ihn würden wir nicht existieren. Trotzdem genießt
Kohlenstoff keinen guten Ruf. Dabei ist er der Schlüssel zu einer nachhaltigen
Entwicklung – wenn er aus erneuerbaren Quellen gewonnen wird.
Kohlenstoff ist ein Phänomen. Es ist von allen chemischen Elementen das wandlungsfähigste. Seine hohe Bindungsfähigkeit bildet das Gerüst für das Leben auf unserem Planeten. Ohne Kohlenstoff bräche alles zusammen (1).
Dennoch wird er in der Öffentlichkeit primär als klimaschädliches Treibhausgas gesehen. Dabei liefert er die Basis für viele wichtige Produkte – etwa innovative Hochleistungskunststoffe, die uns in der modernen Gesellschaft täglich begegnen. Bis dato wird Kohlenstoff weit überwiegend aus fossilen Quellen gewonnen. Hierzulande haben sich vor allem in Nordrhein-Westfalen (NRW) riesige kohlenstoffbasierte Wertschöpfungsketten gebildet. Sie waren der Antriebsmotor für den wirtschaftliche Aufschwung der Nachkriegszeit.
Klimaschutz dringend neu denken
Doch der Wohlstand, an den wir uns heute alle so gewöhnt haben, hat seinen Preis. Unsere Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen forciert den Klimawandel und die Umweltzerstörung und bedroht die Existenz kommender Generationen. Das zeigt auch der jüngste Bericht des Weltklimarats: Ohne sehr drastische Maßnahmen droht die Erderwärmung bis zum Ende dieses Jahrhunderts um 2,7 Grad ansteigen (2).
Es wird ein gigantisches Unterfangen, die Treibhausgas-Emissionen gen Null zu fahren. Aber immerhin gibt es viele Ideen und Technologien, auch aus Deutschland und NRW. Ein zentraler Ansatz: Den Kohlenstoff, den wir so dringend benötigen, nicht länger aus fossilen Quellen wie Öl und Gas ziehen. Sondern ihn aus Biomasse, CO2 und Abfall gewinnen und so letztlich im Kreis führen.
NRW zur Demonstrationsregion machen
NRW als bedeutendste Chemieregion Europas kann hierbei als Taktgeber fungieren. Hier sitzt eine enorme Kompetenz: Über 260 Unternehmen mit mehr als 70.000 Beschäftigten arbeiten daran, neue Produkte und Technologien für eine nachhaltigere Welt auf den Markt zu bringen3. Über die Jahre haben sich in NRW riesige Industrie-Cluster herausgebildet. Die Chemie- und Industrieparks verfügen nicht nur über eine hervorragende Infrastruktur, sondern auch über großes technisches Know-how. Mehr noch: NRW kann zur Demonstrationsregion für eine nachhaltige Kohlenstoffwirtschaft zu werden.
Kohlenstoff im Kreislauf führen
Die Chemie- und Kunststoffindustrie stellt ihre Wertschöpfungsketten bereits um. Und Covestro treibt diesen Trend voran. Der Werkstoffhersteller richtet sich komplett auf die Kreislaufwirtschaft aus. Ein konzernweites Programm fußt auf vier Säulen: grüne Energie einsetzen, alternative Rohstoffe nutzen, mit innovativen Technologien das Recycling ausbauen und mit Partnern neue Geschäftsmodelle entwickeln.
Schon heute nutzt das Unternehmen umweltverträgliche Alternativen in seiner Produktion. Pflanzliche Biomasse für Autolacke etwa. Zudem ist es mittlerweile möglich, den Kohlenstoff in der wichtigen Grundchemikalie Anilin komplett aus Pflanzen zu gewinnen. Auch beim chemischen Recycling kommt Covestro voran und betreibt seit 2021 in Leverkusen eine Pilotanlage, um Matratzenschaum wiederzuverwerten. Normalerweise wird er am Lebensende deponiert oder verbrannt.
Eine zukunftsweisende Innovation ist ferner die Nutzung von Kohlendioxid. Möglich macht dies ein revolutionäres Verfahren von Covestro und der RWTH Aachen. Es kommt in Dormagen zum Einsatz, wo das Unternehmen seit 2016 eine spezielle Produktionsanlage betreibt. Dort werden sogenannte Polyole produziert, die bis zu 20 Prozent CO2 enthalten4.
Sie sind zentrale Vorprodukte für Polyurethan-Kunststoffe. Auf CO2-Basis werden Polyole unter anderem für die Herstellung von Weichschaum für Matratzen, Kleber für Sportböden und Komponenten von Autoinnenräumen genutzt. Schon bald könnten Industrieschläuche und elastische Textilfasern folgen.
Politischer Rückenwind nötig
Damit klima- und ressourcenschonende Stoffkreisläufe das Fundament für eine nachhaltige Wirtschaft bilden können, braucht es die passenden Rahmenbedingungen. Hier ist die Politik am Zug. Sie muss rechtliche und regulatorische Hürden abbauen. Das gilt auch für die Nutzung von CO2 aus Abgasen oder der Luft, „Carbon Capture and Utilization“ (CCU).
Die nordrhein-westfälische Landesregierung sendet hier bereits positive Signale. Mit ihrer im Oktober vorgestellten Strategie will sie das Carbon Management in NRW auf ein neues Level heben. Die Chemie- und Kunststoffindustrie unterstützt die Landesregierung ausdrücklich in diesem Vorhaben und bringt ihre Expertise ein, zum Beispiel über den Think Tank IN4climate.NRW.
Kohlenstoff – anders gedacht kann er die Rohstoffwende entscheidend vorantreiben. Klima und Umwelt können so deutlich entlastet werden. Die Chemie- und Kunststoffindustrie wird die bereits angestoßene Transformation konsequent fortsetzen. Sie kann durch die vermehrte Nutzung alternativer Rohstoffe einen wichtigen Beitrag leisten, um Deutschland bis 2045 klimaneutral zu machen.
Quellen:
- www.swr.de/wissen/1000-antworten/warum-besteht-da...
- www.ipcc.ch/report/sixth-assessment-report-workin...
- www.chemcologne.de/investieren-im-rheinland/die-c...
- solutions.covestro.com/de/marken/cardyon
Covestro Deutschland AG
Circular-Economy-Bereich
- Strategisches Programm seit 2019
- Kreislaufgedanke in allen Geschäftsbereichen
- Ein Fokus auf alternativen Rohstoffen
Innovative Technologien/Service
- Plattformtechnologie zur CO2-Nutzung
- Anlage am Standort Dormagen
- Polyole mit bis zu 20 Prozent CO2-Anteil
- Bislang elf CO2-basierte Produkte am Markt
Adressierter Werkstoff
- Polyurethane
Impact
- 20 Prozent geringerer Erdöl-Einsatz
Abbildungen
Abbildung 1: In Dormagen nutzt Covestro klimaschädliches CO2
seit 2016 als alternativen Rohstoff.
Abbildung 2: Schon bald könnte auch die Herstellung von
elastischen Textilfasern auf CO2-Basis möglich sein.