Wissenschaftsministerin Pfeiffer-Poensgen setzt ersten Spatenstich für neuen Forschungsbau
Foto (Universität Paderborn, Besim Mazhiqi): Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen.
Internationale Quantenforschung wird vorangetrieben – Neubau an der Universität Paderborn erhält Fördermittel von Bund und Land Nordrhein-Westfalen
Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW (BLB NRW) errichtet für die Universität Paderborn ein neues, hochmodernes Gebäude für Spitzenforschung. Mit dem „Photonic Quantum Systems Laboratory“, kurz PhoQS Lab, soll ein internationales Zentrum für Quantenphotonik entstehen. Der erste Spatenstich mit Wissenschaftsministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen am 21. März symbolisierte den Startschuss für den Neubau, dessen Strahlkraft über die Grenzen NRWs hinausgehen soll.
Das Institut für Photonische Quantensysteme (PhoQS) an der Universität Paderborn erhält einen neuen Forschungsbau. Der Bau- und Liegenschaftsbetrieb NRW errichtet auf dem Campus einen viergeschossigen Neubau mit einem Teilgeschoss für die benötigte Technik. Im Photonic Quantum Systems Laboratory (PhoQS Lab) sollen in Zukunft Wissenschaftler*innen aus den Bereichen Physik, Elektrotechnik, Informatik und Mathematik zusammenarbeiten. Zum symbolischen Spatenstich auf dem Baufeld reiste Isabel Pfeiffer-Poensgen, Ministerin für Kultur und Wissenschaft des Landes Nordrhein-Westfalen, an. Die Ministerin hob die Bedeutung des Bauvorhabens für die bundesweite Forschung hervor: „Im internationalen Wettbewerb um die besten Köpfe ist der neue Forschungsbau an der Universität Paderborn ein starkes Signal für die Leistungsfähigkeit Nordrhein-Westfalens. Unser Land ist der Motor für die Entwicklung des Quantencomputings in Deutschland. Die Dichte von Universitäten und außeruniversitären Forschungseinrichtungen, die in diesem Bereich forschen, ist bundesweit einzigartig. Nur hier in NRW decken die Forschungsinstitutionen die vier vielversprechendsten Ansätze für Technologieplattformen für Quantencomputer in der Breite und Spitze ab – eine wichtige Voraussetzung für zukünftige Fortschritte. Die Universität Paderborn bringt ihre starke Expertise auf diesem Feld in das neue landesweite Quantencomputing-Netzwerk ‚Ein Quantum NRW‘ ein und ist dort ein starker Partner. Mit dem neuen Forschungsbau wollen wir als Landesregierung gemeinsam mit der Universität Paderborn diese starke Position in Forschung und Entwicklung von Quantentechnologien weiter ausbauen.“
Spitzenforschung mit bundesweiter Bedeutung
Die Erforschung photonischer, also lichtgetriebener,
Quantentechnologien ist von besonderer Bedeutung für optische
Schlüsseltechnologien mit einem sehr breiten Anwendungsfeld von der Kommunikationstechnik
bis zur Sensorik. „Der Neubau des PhoQS Labs bietet Raum für die Entwicklung
zukunftsweisender Forschungsthemen und schafft eine modernste, spezialisierte
Infrastruktur für die Weiterentwicklung der photonischen Quantenforschung auf nationaler
und internationaler Ebene. Zusammen mit dem Institut für Photonische
Quantensysteme (PhoQS) unter Federführung von Prof. Dr. Christine Silberhorn
befindet sich damit an der Universität Paderborn ein einzigartiges
interdisziplinäres Zentrum für Quantenphotonik im Aufbau“, sagt Prof. Dr.
Birgitt Riegraf, Präsidentin der Universität Paderborn. „Das Vorhaben wurde
zuvor bereits vom Wissenschaftsrat mit der Bestnote ‚herausragend‘ bewertet.
Wir freuen uns, dass die Paderborner Expertise im Profilbereich Optoelektronik
und Photonik durch diese Entscheidung eine deutliche Wertschätzung erfährt und
dass wir mit dem PhoQS Lab nun eine Forschungsumgebung in einer neuen Qualität
erhalten“, ergänzt Simone Probst, Vizepräsidentin für Wirtschafts- und
Personalverwaltung. Gemeinsam fördern der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen
den Forschungsbau mit insgesamt rund 60 Millionen Euro. Grundlage dafür war die
positive Bewertung durch den Wissenschaftsrat, dem wichtigsten deutschen
Beratungsgremium für die Wissenschaft.
Nachhaltiges Gebäude mit Zertifizierung
Nicht nur die Forschung im Gebäude ist zukunftsweisend, auch
das Gebäude selbst schlägt in Hinblick auf das nachhaltige Bauen einen
fortschrittlichen Weg ein. Mit der angestrebten Zertifizierung (Silberstandard
im Bewertungssystem Nachhaltiges Bauen) für die ökologische, ökonomische,
soziokulturelle und funktionale Qualität sowie für die Prozess- und technische
Qualität vereint dieser Laborneubau eine hochmoderne Forschungsumgebung mit
einer herausragenden Nachhaltigkeit. „Diese Zertifizierung ist mittlerweile
Standard für alle Neubauten des BLB NRW, doch als das PhoQS Lab geplant wurde,
galt dieser Standard noch nicht. Dass der Neubau ihn trotzdem problemlos
erfüllt, zeigt, dass wir als Immobilienunternehmen des Landes die
Nachhaltigkeit unserer Gebäude in den Fokus stellen“, erklärt Gabriele Willems,
Geschäftsführerin des BLB NRW. Unter anderem sollen in dem kompakten Baukörper
eine Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Forschungsbaus, eine hochdämmende
Gebäudehülle und eine hocheffiziente Wärmerückgewinnung installiert werden.
Raum zur Erforschung der zweiten Generation von
Quantensystemen
Die insgesamt 3.740 Quadratmeter Nutzfläche des geplanten
Gebäudes beherbergen zukünftig 2.340 Quadratmeter Laborfläche. Die besondere
Herausforderung: Knapp die Hälfte der Laborfläche wird sogenannter Reinraum,
das heißt, die Konzentration der luftgetragenen Teilchen ist sehr gering. „Wir
freuen uns mit dem PhoQS Lab über eine einzigartige Infrastruktur, die uns im
internationalen Wettbewerb für unsere Forschung in der Hochtechnologie
maßgeblich stärken wird. Im PhoQS arbeiten wir als Kolleginnen und Kollegen aus
unterschiedlichen Fachdisziplinen intensiv zusammen, um Neues auf dem Gebiet
der Quantenphotonik zu schaffen und Grundlagenforschung in die Anwendung zu
bringen“, erklärt Prof. Dr. Christine Silberhorn, Leiterin des Instituts für
Photonische Quantensysteme und Sprecherin des PhoQS Lab.
Eine Vielzahl moderner Technologien basiert bereits heute auf quantenmechanischen Prinzipien. Beispiele hierfür sind Laser und Halbleitertechnologien einschließlich Computern und Internet, welche als Quantentechnologien erster Generation bezeichnet werden. Im PhoQS Lab wollen Wissenschaftler*innen aus der Physik, der Mathematik, der Elektrotechnik und der Informatik gemeinsam an den Quantentechnologien der zweiten Generation arbeiten. Diese Technologien basieren auf der gezielten Manipulation einzelner und gekoppelter Quantensysteme und werden künftig neue Möglichkeiten jenseits der klassischen Physik erlauben. Ziel ist es, sowohl in der Technologieentwicklung zu photonenbasierten Quantenanwendungen als auch in der theoretischen sowie experimentellen Konzeptfindung neue Forschungsansätze zu entwickeln. Von abhörsicherer Kommunikation über Messungen mit bisher nie dagewesener Präzision bis zum Quantencomputer mit extrem hoher Rechenkraft: Die Einsatzmöglichkeiten sind vielfältig.
Technische Daten zum Projekt:
- Nutzfläche 1-6: 3.740 m²
- Netto-Raumfläche (NRF): 6.862 m²
- Bruttogeschossfläche (BGF): 7.911 m²
- Bruttorauminhalt (BRI): 40.562 m³
- Büro- und Kommunikation: 1.350 m²
- Optiklabore: 1.340 m²
- Reinraum: 1.000 m²