Chemiker Armido Studer erhält wichtigsten Forschungsförderpreis
Prof. Dr. Armido Studer erhält den Leibniz-Preis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Radikalchemie. © Uni MS - Linus Peikenkamp
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnet den Chemiker Prof. Dr. Armido Studer vom Organisch-Chemischen Institut der Universität Münster für seine exzellente Forschung mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis 2026 aus. Mit einer Preissumme von 2,5 Millionen Euro ist der Leibniz-Preis der höchstdotierte und wichtigste deutsche Forschungsförderpreis. Armido Studer erhält die Auszeichnung für seine Arbeiten auf dem Gebiet der organischen Radikalchemie, insbesondere für die Entwicklung nachhaltiger Syntheseverfahren mit organischen Radikalen.
„Ich bin überrascht und gleichzeitig überwältigt. Das ist das berühmte Tüpfelchen auf dem i meiner Karriere“, betonte Armido Studer. „Es ist zudem die Anerkennung für mein großartiges Team, das mich über viele Jahre unterstützt hat.“ Mit dem Preisgeld sei es möglich, weiterhin viel in die Ausbildung an seinem Lehrstuhl zu investieren und das rund 35-köpfige Gruppenteam beizubehalten. Ebenso wichtig sei jedoch, dass das Geld eine „enorme Flexibilität“ mit sich bringe. „Endlich können wir uns an verrückte Ideen heranwagen und umsetzen.“
Auch die Hochschulleitung gratulierte. „Welch ein großartiger Erfolg“, unterstrich Rektor Prof. Dr. Johannes Wessels. „In erster Linie für Armido Studer natürlich persönlich: Er zählt bereits seit vielen Jahren zu den weltweit herausragenden Wissenschaftlern in der organischen Chemie, er hat diese Auszeichnung definitiv verdient. Es freut mich zudem für das Institut, das eines unserer Aushängeschilder ist. Aber auch für die Universität insgesamt ist dies eine exzellente Nachricht – wir sind begeistert und stolz.“
Die Forschung von Armido Studer sei „geprägt von Kreativität und Innovationsgeist“ in der organischen Radikalchemie, begründete die DFG ihre Entscheidung. Er entwickelt nachhaltige Syntheseverfahren mit organischen Radikalen. Dabei handelt es sich um reaktionsfreudige Moleküle, die mindestens ein ungepaartes Elektron aufweisen. Diese Radikale können zum Transfer von Molekülfragmenten an eine andere Stelle eines Moleküls genutzt werden. Als weltweiter Pionier für grüne Radikalchemie etablierte Armido Studer zinnfreie Reaktionen und setzte das sogenannte TEMPO-Radikal für neuartige Transformationen von Molekülen ein. Er prägte die nachhaltige Synthesechemie durch innovative Photokatalyse und Triplekatalyse, was zu bahnbrechenden Studien in der Aktivierung von Wasser führte. In den vergangenen Jahren beschäftigte er sich mit der konkreten praktischen Verwendung des Elektrons als Katalysator. Dieses Konzept wurde bereits in einer Reihe chemischer Reaktionen angewendet. Darüber hinaus hat er visionäre Beiträge auf anderen Gebieten geleistet, zum Beispiel zur Synthese von Metall-Nanopartikeln und zur kontrollierten Radikalpolymerisation.
Zur Person
Armido Studer stammt aus der Schweiz und wuchs in der Gemeinde Visperterminen im Kanton Wallis auf. Nach einem Chemiestudium und einer
Promotion an der ETH Zürich ging er als Postdoktorand an die Universität
Pittsburgh (USA). Nach Stationen an der ETH Zürich, wo er sich im Jahr
2000 habilitierte, und der Universität Marburg folgte er im Jahr 2004
einem Ruf an das Organisch-Chemische Institut der Universität
Münster. Er erhielt bereits zahlreiche Auszeichnungen und
Forschungsförderungen, darunter zwei Advanced Grants des Europäischen
Forschungsrats (ERC): 2016 einen für ein Projekt mit dem Titel „Das
Elektron als Katalysator“ und 2024 einen weiteren für ein Projekt zu
Wasserstoffatom-Transfer-Reaktionen. 2025 zeichnete ihn die Gesellschaft
Deutscher Chemiker mit der Adolf-von-Baeyer-Denkmünze aus. Armido
Studer erhielt 2024 beispielsweise den Paracelsus-Preis der
Schweizerischen Chemischen Gesellschaft und 2014 den Forschungspreis der
Universität Münster. Der 58-Jährige ist Mitglied der
Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften und der Künste sowie
der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Außerdem ist er
Sprecher des internationalen Graduiertenkollegs Münster /Nagoya (Japan)
mit dem Titel „Funktionelle π-Systeme“.
Über den Preis
Der Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis wird jährlich verliehen und ist der wichtigste Forschungsförderpreis in Deutschland. Pro Jahr können bis
zu zehn Preise mit einer Summe von jeweils 2,5 Millionen Euro verliehen
werden. Ziel des Leibniz-Programms ist es, die Arbeitsbedingungen
herausragender Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler zu verbessern,
ihre Forschungsmöglichkeiten zu erweitern, sie von administrativem
Arbeitsaufwand zu entlasten und ihnen die Beschäftigung besonders
qualifizierter jüngerer Forscherinnen und Forscher zu erleichtern. Die
Förderung wird nur auf Vorschlag Dritter gewährt. Die Entscheidung über
die Preisträger trifft der DFG-Hauptausschuss. Für das diesjährige
Verfahren wurden 144 Vorschläge eingereicht, aus denen das Gremium zehn
Preisträger auswählte. Die Leibniz-Preise werden am 18. März 2026 in
Berlin verliehen. Seit 1990 erhielten 17 derzeitige oder ehemalige
Professorinnen und Professoren der Universität Münster einen Gottfried
Wilhelm Leibniz-Preis.
