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Einstein-Teleskop: Besuch des flämischen Ministers Jo Brouns an der RWTH

Professor Dominik Elsässer (TU Dortmund, Astrophysiker, Mitglied in der Einstein-Teleskop Kollaboration), Jo Brouns (Minister für Landwirtschaft und Umwelt der Region Flandern), Professor Carsten Honerkamp (Dekan der Fakultät für Mathematik und Naturwissenschaften der RWTH), Professor Florian Wagner (RWTH Aachen, Geophysiker, Mitglied in der Einstein-Teleskop Kollaboration), Professor Achim Stahl (RWTH Aachen, Astrophysiker, Mitglied in der Einstein-Teleskop Kollaboration), Professor Nick van Remortel (Universität Antwerpen, Astrophysiker, Mitglied in der Einstein-Teleskop Kollaboration) und Marianne van Boxelaere (Wissenschaftsattaché an der belgischen Botschaft in Berlin) (v.l.) © Andreas Schmitter

Erstmals wollen drei europäische Länder, die Niederlande, Belgien und Deutschland, als Gastländer ein europäisches Großprojekt gemeinsam auf den Weg bringen. Unter dem Motto „Wissenschaft vorantreiben, Innovationen umsetzen, europäische Zusammenarbeit stärken“ wurde das Projekt jüngst auf die deutsche Roadmap für Forschungsinfrastrukturen aufgenommen.

Der flämische Minister Jo Brouns, ehemals für Arbeit, Innovation, Wirtschaft, Landwirtschaft und Soziales und nun seit September 2024 in der Regierung Diependaele für Umwelt und Landwirtschaft zuständig, besuchte die RWTH, um sich ausführlich über den Status des Projekts in Deutschland zu informieren. Von dem Projekt ist Jo Brouns überzeugt, aber er macht sich Sorgen über ein langwieriges Genehmigungsverfahren in den vier betroffenen Regionen den Niederlanden, Wallonien, Flandern und Nordrhein-Westfalen. „Um den Bau des Einstein-Teleskops zu realisieren, müssen wir ein ganzes Verfahren durchlaufen“, sagt Brouns. „Wenn wir jedoch in vier verschiedenen Regionen ein solches Verfahren durchlaufen müssen, jeweils mit einer öffentlichen Untersuchung, droht dies zu lange zu dauern. Angenommen, der Prozess verzögert sich in einer Region, dann wird der gesamte Prozess aufgehalten. Deshalb möchte ich darauf vorbereitet sein und bereits jetzt besprechen, wie wir das so reibungslos wie möglich gestalten können, beispielsweise mit einer einzigen öffentlichen Anhörung, die gleichzeitig in den verschiedenen Regionen stattfindet. Diese Zusammenarbeit könnte später auch für andere Projekte in der Limburger Grenzregion interessant sein.“

Im Zentrum seines Besuchs stand BeamPipes4ET ein von der Euregio Maas-Rhein gefördertes Interreg Projekt mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft in den drei Ländern. Gemeinsam entwickeln die Partner einen Roboter, der aufgestellt in den Tunneln des Einstein-Teleskops die Vakuumröhren herstellen wird, in denen die Laserstrahlen der Gravitationswellendetektoren zwischen den Spiegeln des 10 Kilometer langen, unterirdischen Dreiecks hin und her rasen. „Mehr als 250 Millionen Euro sind für die über 120 Kilometer an Ultrahochvakuumröhren veranschlagt“, sagt Professor Achim Stahl, Koordinator des BeamPipe4ET Projekts, „durch die Automatisierung hoffen wir, einen signifikanten Anteil der Kosten einsparen zu können“. Interessant ist das Projekt auch wegen seines hohen Transferpotenzials. Der Roboter formt die Röhren aus Blech, das auf Rollen geliefert wird, und schweißt dieses in einem neuen mobilen Verfahren, dem Laserstrahlschweißen unter Vakuum, zu einer Röhre zusammen. Die gesamte Anlage hat die Größe eines LKW-Containers. Sie könnte auch Pipelines in einem Endlosverfahren herstellen. Heute werden Pipelines aus Rohrstücken, die in einer Fabrik hergestellt werden und in ihrer Länge durch den Transport auf LKW zur Verlegestelle begrenzt sind, hergestellt. Zukünftig würde durch den Roboter, der die Rohre vor Ort herstellt, das aufwändige Aneinanderschweißen der Rohrstücke entfallen.

Das europäische Großforschungsprojekt „Einstein-Teleskop“ soll nie dagewesene Einblicke ins Universum ermöglichen, Astrophysikerinnen und ‑physiker wie Achim Stahl wollen so völlig neue Erkenntnisse über den Urknall, schwarze Löcher, Supernovas und Co. gewinnen. Mittels gigantischer unterirdische Laser-Installationen sollen Gravitationswellen aus dem Weltraum nachgewiesen werden, die Rückschlüsse auf Ereignisse aus der Zeit zulassen, zu der sich im Universum erste Strukturen gebildet haben und dann Sterne erst entstanden sind. Das Teleskop soll im Grenzgebiet Deutschland – Niederlande – Belgien entstehen. Die belgischen und niederländischen Partner sowie das Land NRW haben sich bereits eindeutig positiv zum Projekt positioniert – und es gibt auch bereits Finanzierungszusagen von deutlich mehr als einer Milliarde Euro. Eine Entscheidung über den Standort steht noch aus, auch Italien (Sardinien) und die sächsische Lausitz bewerben sich um das europäische Großforschungsprojekt.

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