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UA Ruhr: Was winzige Strukturen über Materialeigenschaften verraten

Alexander Hartmaier bereitet eine Probe für die Untersuchung mittels Elektronenrückstreubeugung vor. Mit dieser Methode können die Ingenieure die Mikrostruktur einer Probe bestimmen. © Damian Gorczany

Selbst wenn es darum geht, ein großes Blech zu einem Autodach zu formen, spielen Prozesse auf der Ebene weniger Mikrometer eine Rolle.

Wie die Mikrostruktur eines Werkstoffs dessen makroskopische Eigenschaften bestimmt, erforschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der Universitätsallianz (UA) Ruhr. Das Team aus Bochum, Dortmund und Duisburg-Essen hat unter anderem ein Modell entwickelt, mit dem sich basierend auf der Mikrostruktur voraussagen lässt, wie sich ein Material bei Verformung verhalten wird, etwa ob es besonders biegsam ist oder ob es sich an allen Stellen gleich stark verformt. Über das Projekt berichtet das Wissenschaftsmagazin Rubin der Ruhr-Universität Bochum.

Umformprozesse sind in der Industrie Alltag. In bislang existierenden Modellen, die die Vorgänge dabei beschreiben, wird die Mikrostruktur eines Werkstoffs nicht beachtet. Solche Modelle müssen für jeden Werkstoff aufwendig mit Parametern gefüttert werden. Anders soll es mit dem neuen Modell werden, das das Team des Forschungsverbundes „Materials Chain“ in der UA Ruhr entwickelt.

Für das Projekt kooperieren Prof. Dr. Alexander Hartmaier vom Bochumer Interdisciplinary Center for Advanced Materials Simulation, Prof. Dr. Jörg Schröder vom Duisburg-Essener Institut für Mechanik der Bauwissenschaft und Prof. Dr. Dr. Erman Tekkaya vom Dortmunder Institut für Umformtechnik und Leichtbau, gefördert vom Mercator Research Center Ruhr.

Auf Mikrometerebene
Die Wissenschaftler betrachten Werkstoffe, zum Beispiel Stahl, auf der Skala weniger Millimeter. Er ist nicht gleichförmig aufgebaut, sondern setzt sich aus Körnern unterschiedlicher Größe zusammen. Diese Körner können sich außerdem in ihrer Kristallstruktur unterscheiden. Zunächst erfassen die Forscher die Mikrostruktur eines Werkstoffs experimentell und erstellen dann eine virtuelle Repräsentation davon im Computer. „Das geht mittlerweile mit einem Klick“, sagt der Bochumer Ingenieur Dr. Napat Vajragupta.

Basierend auf der virtuellen Mikrostruktur kann das Modell vorhersagen, wie sich der Werkstoff verhalten wird, wenn verschiedene Kräfte auf ihn wirken, wenn er etwa gestaucht oder auseinandergezogen wird. Beim Simulieren des Umformprozesses legen die Ingenieure besonderes Augenmerk darauf, wie sich das Material in verschiedene Raumrichtungen verformt und wo es zur Rückfederung kommt. Je nachdem von welcher Seite man auf die Kristallstruktur drückt, kann sich das Material unterschiedlich stark verbiegen.

Werkstoffe maßschneidern
Ziel ist es nun, dass das Modell auch in die andere Richtung funktioniert: Ausgehend von einer bestimmten Anwendung wollen die Ingenieure einen passenden Werkstoff maßschneidern können. Denn wenn man weiß, welche Eigenschaften das Material haben muss, kann man voraussagen, wie die Mikrostruktur dafür beschaffen sein sollte.

Universitätsallianz Ruhr
Der Profilschwerpunkt Materials Chain der UA Ruhr vereint das Know-how von mehr als 200 Forschungsgruppen im Ruhrgebiet; darunter international renommierte Experten und hochqualifizierte Nachwuchswissenschaftler. Die Ruhr-Universität Bochum, die Technische Universität Dortmund, die Universität Duisburg-Essen und ihre Partner bieten eine Vielzahl von Forschungseinrichtungen – von der Charakterisierung in atomarer Auflösung bis zur Komponentenfertigung –, die alle Bereiche der Materials Chain abdecken.

Ausführlicher Beitrag in Rubin
Einen ausführlichen Beitrag zum Thema finden Sie im Wissenschaftsmagazin Rubin. Texte auf der Webseite und Bilder aus dem Downloadbereich dürfen unter Angabe des Copyrights für redaktionelle Zwecke honorarfrei verwendet werden.

Pressekontakt
Prof. Dr. Alexander Hartmaier
Interdisciplinary Center for Advanced Materials Simulation
Ruhr-Universität Bochum
Tel.: 0234 32 29314
E-Mail: alexander.hartmaier@rub.de

Ruhr-Universität Bochum

Mitten in der dynamischen Metropolregion Ruhrgebiet im Herzen Europas gelegen ist die RUB mit ihren 20 Fakultäten Heimat von über 43.000 Studierenden aus über 130 Ländern.Ihren Erfolg in der Forschung verdankt die RUB der engen Verknüpfung der...mehr...