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Zwei neue FLAG-ERA-Projekte in Aachen

FLAG-ERA ist ein Netzwerk nationaler und regionaler Förderorganisationen in Europa, das die beiden ersten FET-Flaggschiff-Projekte der Europäischen Kommission, das Graphen-Flaggschiff und das Human Brain Projekt, unterstützt. Im November 2018 kündigte FLAG-ERA seine dritte gemeinsame transnationale Ausschreibung (FLAG-ERA JTC 2019) an, die mit einem Anfangsbudget von 20 M€ ausgestattet ist. Diese Art von Ausschreibung weist einige Besonderheiten auf. Erstens werden nur Themen gefördert, bei denen Synergien zu den beiden Flaggschiff-Projekten erwartet werden. Zweitens werden nur Projekte gefördert, an denen Partner aus drei oder mehr Ländern teilnehmen, die am FLAG-ERA-Netz beteiligt sind. Drittens werden zwar alle Projekte "zentral" durch ein unabhängiges Bewertungsgremium bewertet, die zur Förderung empfohlenen Projekte werden jedoch von den einzelnen Förderorganisationen finanziert - das heißt, jeder Partner des Projektes wird von seiner nationalen Förderorganisation finanziert.  

"Dies mag als eine sehr komplizierte Art der Forschungsfinanzierung erscheinen", sagt Prof. Max Lemme vom Lehrstuhl für Elektronische Bauelemente der RWTH Aachen University. "Graphen ist jedoch ein Thema, das von dieser Art der transnationalen Zusammenarbeit enorm profitiert". Lemme ist Partner im Projekt 2D-NEMS, zusammen mit Prof. Christoph Stampfer - ebenfalls RWTH - sowie mit Kollegen vom Royal Institute of Technology in Schweden und von Graphenea Semiconductor in Spanien. Ziel des Projektes ist es, das Potential von Heterostrukturen aus Graphen und anderen zweidimensionalen Materialien für die Realisierung von ultrakleinen und ultraempfindlichen Sensoren, wie z.B. Beschleunigungssensoren, zu erforschen. "Wir wollen verstehen, welche Kombination von 2D-Materialien für eine bestimmte Art von Sensoren besser funktioniert und warum", sagt Lemme. "Und vor allem wollen wir Prototypen realisieren, die nicht nur für Impact-starke Publikationen gut sind, sondern auch für die Industrie von echtem Interesse sein können".

Christoph Stampfer, Professor am II. Physikalischen Institut, ist zusammen mit Kollegen von der UC Louvain in Belgien und dem CNRS in Paris auch am FLAG-ERA-Projekt TATTOOS beteiligt. TATTOOS ist ein eher exploratives Projekt, das sich einigen der faszinierendsten Eigenschaften von zweilagigen Graphen widmet. Wie der Name schon sagt, ist zweilagiges Graphen ein Material, das aus zwei Schichten Graphen besteht. Eine der großen wissenschaftlichen Überraschungen des Jahres 2018 war, dass das System für bestimmte "magische“ Verdrehungswinkel zwischen den beiden Schichten Supraleitung oder andere exotische Eigenschaften aufweisen kann. "In TATTOOS werden wir eine von unserem CNRS-Kollegen entwickelte Technik verwenden, die es ermöglichen soll, den Winkel zwischen den Schichten mit der Spitze eines Rasterkraftmikroskops dynamisch zu drehen", erklärt Stampfer. "Das ist eine verrückte Idee! Typischerweise erfordert die Änderung des Winkels die Herstellung einer neuen Probe. Hätte man diesen Ansatz nicht schon an einem ähnlichen System demonstriert, würde ich nicht glauben, dass es funktionieren kann. Ich bin wirklich sehr gespannt, welche neue Physik wir auf diese Weise erforschen können."

Lemme und Stampfer sind beide Mitglieder des Aachener Graphen- und 2D-Materialzentrums. Die Erfolgsquote bei diesem FLAG-ERA Call lag bei ca. 30%. "Die Tatsache, dass das Zentrum an zwei der neun im Rahmen des Teilaufrufs "Graphen - Grundlagenforschung und Innovation" geförderten Projekte beteiligt ist, ist ein gutes Beispiel für den besonderen Stellenwert der Forschung hier in Aachen", sagt Stampfer, der gleichzeitig Sprecher des Zentrums ist.

Kontakte:
Projekt  2D-NEMS
Prof. Max Lemme
Lehrstuhl für Elektronische Bauelemente
Telefon 0241/80-20280
E-Mail: max.lemme@eld.rwth-aachen.de

Projekt TATTOOS
Prof. Christoph Stampfer
II. Physikalisches Institut  A
Telefon 0241/80-27094
E-Mail: stampfer@physik.rwth-aachen.de

Quelle: AMO GmbH