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Green Deal kann Produktionstechnik in Pole-Position bringen

Prof. Christian Brecher, Präsident der WGP, Leiter des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen, Quelle: WZL Aachen

Prof. Brecher, Präsident der WGP und Leiter des Werkzeugmaschinenlabors (WZL) der RWTH Aachen, sagt zum Green Deal: Brüssel mit seinem Billionen-schweren Klima-Finanzpaket für den EU Green Deal hat den richtigen Weg aufgezeigt. Die produktionstechnische Forschung und die Industrie sind innovativ genug, eine Kreislaufwirtschaft mit höheren Lebenszyklen der Produkte, mit Re- und Upcycling zu schaffen und daraus neue Geschäftsmodelle zu entwickeln. Gerade das innovationsstarke Deutschland könnte von diesem neuen Konzept profitieren. Wir sind sicher, dass sich das Land einmal mehr neu erfinden und damit den Wohlstand aller auch für die Zukunft sichern kann.  

Neue Exportmöglichkeiten schaffen
Dass Produktion auch deutlich ressourcenschonender und umweltfreundlicher geht, zeigen wir in der WGP seit geraumer Zeit. Und dass sich eine erfolgreiche Wirtschaft nicht allein über Wachstum definieren muss, sieht auch die europäische Werkzeugmaschinenindustrie ähnlich; ihr Verband Cecimo hat sich diesbezüglich bereits positioniert. Doch nicht nur das. Vergleichbar dem von Deutschland geprägten Begriff und Konzept von Industrie 4.0, das mittlerweile weltweit angewendet wird, könnten wir auch bezüglich industrieller Kreislaufwirtschaft internationaler Vorreiter werden und neue Exportmöglichkeiten schaffen. Konjunkturelle Krisen ließen sich damit leichter bewältigen. Die produktionstechnische Forschung und viele Unternehmen sind hier bereits bestens positioniert.

Verschiedene Handlungsfelder bedenken
Für die Industrie selbst gibt es unterschiedliche Handlungsfelder, wie energieeffiziente Beleuchtung, Beheizung und Belüftung der Fabrikgebäude. Die ETA-Modellfabrik in Darmstadt beispielsweise weist ganz neue Wege, indem sie das Gebäude mitdenkt. Bis zu 40 % Energie in der industriellen Produktion lassen sich auf diese Weise einsparen. Auch Maschinen und Prozesse bieten viel Einsparpotenzial, indem sie leichter, effizienter und nachhaltiger sind – ein Bereich, in dem die WGP seit jeher sehr aktiv ist. Für die Politik gibt es ebenfalls wichtige Handlungsfelder, wie etwa die Standortwahl einer Fabrik. Eine nachhaltige Kreislaufwirtschaft funktioniert dann am besten, wenn etwa ein Wasserstoff-betriebenes Stahlwerk genau dort steht, wo die Ressource Wasserstoff in großen Mengen erzeugt werden kann, z.B. in der Nähe großer Windenergieparks.

Keine Ängste schüren
Um CO2-Emissionen zu reduzieren, müssen wir nicht zuletzt die Nutzungsdauer der Produkte verlängern. Damit wird der Konsum zwar reduziert, doch dürfen hier nicht unnötige Ängste geschürt werden. Denn weniger Konsum ist nicht gleichbedeutend mit dem Untergang zahlloser Unternehmen und niedrigerem Wohlstand. Vielmehr sind völlig neue Geschäftsmodelle denkbar. Die EU scheint dies erkannt zu haben. Die WGP wird das Ihre dazu beitragen, solch grundlegende Innovationen möglich zu machen.

Prof. Christian Brecher, Präsident der WGP, Leiter Werkzeugmaschinenlabor (WZL) der RWTH Aachen