Masse nach Maß

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Von der Karte bestellt hier keiner: Wie Nanomaterialien nach individuellem Kundenwunsch optimal hergestellt werden, zeigt das Start-up HSWmaterials GmbH. Das Unternehmen setzt auf Fertigung nach Maß und denkt dabei noch ein paar Schritte voraus.


Zu sehen, dass die Schrauben, an denen du drehst, die richtigen sind, um dann das zu erreichen, was man wollte – das ist schon toll“, fasst Jungunternehmer Dr.-Ing. Sebastian Hardt seine berufliche Leidenschaft zusammen. Die 2017 von ihm gegründete Firma HSWmaterials GmbH hat sich darauf spezialisiert, Nanomaterialien optimal nach Kundenbedürfnissen herzustellen: Standardlösungen von der Karte gibt es hier nicht; maßgeschneidert muss es sein. Das Wagnis eigener Versuche für Kunden ist oft zu hoch, so der promovierte Maschinenbauer. In Kevelaer, dem Sitz des Unternehmens, ist man flexibel, und baut die selbst konstruierten Anlagen auch schon mal um. 

Momentan arbeiten Hardt und sein Team vor allem mit der Sprayflammenanlage. In dieser werden Partikel mit ganz bestimmten Eigenschaften aus unterschiedlichen Stoffen hergestellt. Die benötigten Vorgängerstoffe werden dabei in eine Flamme gesprüht. Bei der Verbrennung zersetzen sie sich und es entstehen Nanopartikel. Die Kunst liegt darin, die Zusammensetzung und Weiterverarbeitung der winzigen Teilchen so zu steuern, dass sie am Ende die gewünschten Eigenschaften haben. Zum Beispiel, um Auftraggebern dabei zu helfen, Schadstoffe aus dem Wasser zu entfernen, Zahnersatz herzustellen oder therapeutische Verfahren gegen Krebs zu verbessern. Und es läuft gut, derzeit wird eine dritte, größere Anlage aufgebaut. „Die Kunden wollen nicht 100 Gramm, sondern 100 Kilogramm“, erläutert Hardt. Die Synthese und der Vertrieb von Materialen wie Metalloxid-Nanopartikeln und Dispersionen ist jedoch nicht das einzige Standbein. Oft wollen potenzielle Kunden ein paar Prozessschritte mehr. Die Verfahrensoptimierung für Firmen sowie der Aufbau und die Herstellung von solchen verfahrenstechnischen Anlagen gehören daher ebenfalls zum Portfolio. So kam beispielsweise ein Folgeauftrag für ein Entwicklungsverfahren zur Herstellung von Batteriematerialien zustande. 

Dabei profitiert der ehemalige Absolvent der Universität Duisburg-Essen (UDE) auch von der Infrastruktur im NanoEnergieTechnikZentrum (NETZ) am Campus Duisburg, das er seit seiner Promotion kennt und ihm unter anderem die Ausgründung ermöglichte. Ein Jahr lang konnte Hardt die Labore an der UDE nutzen – das war eine Bedingung des Gründerstipendiums EXIST, das er vom Bundeswirtschaftsministerium erhielt. Mittlerweile hat er einen Kooperationsvertrag abgeschlossen, um die Zusammenarbeit an neuen Ideen auch langfristig weiterzuführen.

Fest verbunden fühlt sich der bodenständige Gründer aber nicht nur mit seiner Alma Mater, auch die Region biete viele Vorteile: „Das Ruhrgebiet ist wie eine große Stadt. So ziemlich jeder nennenswerte Konzern hat einen Standort hier; das kommt nicht von ungefähr.“ Die kommerzielle Produktion in Kevelaer anzusiedeln, war ohnehin naheliegend – das erste der insgesamt drei gegründeten Unternehmen des 36-Jährigen befindet sich dort. Die Räumlichkeiten für die neue Firma standen somit schnell zur Verfügung, er konnte direkt durchstarten. Was man als erfolgreicher Gründer braucht? „Entweder jede Menge Geld oder einfach den Willen, 7 Tage die Woche zu arbeiten.“ Das sei höchste Priorität, das Motto „wird schon“ funktioniere nicht. Tiefschläge und schlechte Nachrichten gehörten dazu, man müsse auch „wegstecken und für die Firma kämpfen können“.


»Zu sehen, dass die Schrauben,an denen du drehst, die richtigen sind, um dann das zu erreichen, was man wollte – das ist schon toll.« Dr.-Ing. Sebastian Hardt, CEO von HSWmaterials


Alles in allem ist die Selbstständigkeit kein Sprint,sondern ein Marathon. Am Ende eines längeren Arbeitsprozesses zu sehen, was aus der eigenen Idee herausgekommen ist, darin liegt für Hardt der Reiz. Allzulange hinziehen sollte sich das jedoch nicht, ein rasches Ergebnis darf es gerne sein. „Deshalb ist es auch okay, sonntags zu arbeiten“, zwinkert er. Wie sein Abi damals war? Das zweitschlechteste Ergebnis seiner Klasse, behauptet er. War dann wohl doch nur das Drittschlechteste, wie sich später herausstellte.

Dies hat den Ambitionen des Unternehmers aber nicht geschadet, im Gegenteil: Der Umsatz stimmt. 

Autor:
Steffi Nickol, CENIDE


Über die HSWmaterials GmbH

Die HSWmaterials GmbH mit Sitz in Kevelaer produziert und vertreibt Nanomaterialien. Neben einem festen Produktportfolio, das überwiegend aus Metalloxiden besteht, liefert das Unternehmen funktionale Materialien „on demand“: Materialien werden auf Kundenwunsch angepasst und hergestellt. Ein spezielles Verfahren ermöglicht, die Partikel in einem der Herstellung direkt nachgelagerten Verfahrensschritt zu funktionalisieren. Neben reinen Partikeln liefert HSWmaterials zudem Materialsysteme, die aus verschiedenen Stoffen bestehen, beispielsweise für stabile Dispersionen nach Kundenvorgabe. Darüber hinaus entwickelt und vertreibt HSWmaterials auch Nanopartikel-Syntheseanlagen. www.hswmaterials.de


Bildunterschriften

  • Sprayflammenreaktor während der Synthese Schaugläser im Laborreaktor ermöglichen es, den Verbrennungsprozess zu beobachten. Dies ist gerade bei Versuchen mit neuen Vorläufern sehr wichtig, da auch die Qualität des Sprays/der Sprayflamme einen Einfluss auf die Qualität des entstehenden Produkts hat.
  • Versuchsanlage im NanoEnergieTechnikZentrum Die Versuchsanlage ist modular aufgebaut und kann somit schnell umgebaut respektiveerweitert werden. Obwohl vergleichsweise klein, können in der Anlage bereits einige hundert Gramm der unterschiedlichsten Materialien für erste Versuche hergestellt werden.
  • Probe eines Versuchsmaterials Für die Analyse der Materialsysteme werden häufig nur einige Milligramm des Produkts benötigt.

Alle Bilder ©HSWmaterials GmbH

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HSWmaterials GmbH

Die HSWmaterials GmbH liefert und produziert Nanomaterialien. Neben einem festen Produktportfolio, das überwiegend aus Metalloxiden besteht, liefert die HSWmaterials funktionale Materialien „on demand“. Das bedeutet, dass Materialien auf...mehr...