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NRWs unglaubliches Potential für erfolgreiche hardwarebasierte Start-ups

Der Cluster NMWP.NRW im Gespräch mit Dr. Johannes Velling, Gruppenleiter „Gründungen, digitale Impulse, Finanzierung“ im Ministerium für Wirtschaft, Innovation, Digitalisierung und Energie des Landes Nordrhein-Westfalen über hardwarebasierte High-Tech-Gründungen in Nordrhein-Westfalen, deren Unterstützung und das wirtschaftliche Potential der jungen, kreativen Köpfe.

Herr Dr. Velling, Sie befassen sich schon lange mit dem Thema Gründungen. Wie schätzen Sie die Bedeutung der High-Tech bzw. hardwarebasierten Start-ups in Nordrhein-Westfalen ein?

Mit seinen insgesamt 70 Hochschulen, von denen sehr viele technisch ausgerichtet sind, plus den hier angesiedelten Forschungseinrichtungen, hat NRW ein unglaubliches Potential für hardwarebasierte Start-ups. Die erfolgreich durchgeführten Exzellenzwettbewerbe, zwei Exzellenzuniversitäten und 14 Exzellenzcluster zeugen für die hohe Forschungsstärke in NRW.   Dank dieser hervorragenden Infrastruktur hätten wir die Möglichkeit, noch mehr hardwarebasierte Start-ups zu mobilisieren als wir es derzeit tun. Insofern gibt es hier beste Voraussetzungen in diesem Bereich, erfolgreiche Geschäftsideen zu entwickeln. Wir haben es gewissermaßen mit einem rohen Diamanten zu tun, der geschliffen werden will, damit wir noch mehr dieser Start-ups auch auf den Weg bekommen.

Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen für hardwarebasierte High-Tech Start-ups im Bereich der Schlüsseltechnologien?

Hardwarebasierte High-Tech Start-ups haben in der Regel einen großen Kapitalbedarf, es sind Anschaffungen zu tätigen, es sind Ausstattungen/Ausrüstungen notwendig, et cetera. Im Unterschied zu einem Software Start-up, wo praktisch nur ein Computer benötigt wird, habe ich im Hardwarebereich immer die Notwendigkeit, dass ich teure Maschinen und größere Ausrüstungsgegenstände anschaffen muss. Damit ist die Kapitalintensität das eine Thema, das zweite Thema ist die Forschungsintensität. Es braucht in der Regel lange Forschungsvorläufe, d.h. ich benötige einen längeren Atem. Es dauert länger bis ich ein Produkt soweit entwickelt habe, dass ich auch den Markttest vornehmen kann. Vom proof-of-concept zum proof-of-technology bis hin zum proof-of-market sind es einfach längere Zeiten, die überbrückt werden müssen. Zum Teil geschieht das mit Kapital aus öffentlicher Forschungsförderung von Bund und Land aber natürlich auch mit dem Kapital finanzkräftiger Investoren. Das sind alles Faktoren, welche ein hardwarebasiertes Start-up einen sehr viel schwierigeren Prozess an mancher Stelle durchschreiten lassen als andere.

Viele Start-ups starten mit großen Rosinen im Kopf und verlieren im Laufe ihrer Skalierung deutlich an Fahrt oder scheitern sogar. Gibt es in diesem Zusammenhang typische „Kardinalfehler“, die ein Hemmnis für eine erfolgreiche Gründung darstellen?

In der Tat ist es oft so, dass gerade im Bereich hardwarebasierter Start-ups der Gründer von seiner technologischen Erfindung so überzeugt ist, dass er meint, das muss einfach jeder kaufen, das muss einfach jeder haben wollen. Die Sicht des Kunden ist dann oftmals doch noch eine andere. Um erfolgreich zu sein, muss ich standardisieren, ich muss auch wirklich auf die Kundenbedürfnisse eingehen, ich muss eine gewisse Handhabbarkeit und Kundenfreundlichkeit herstellen. Das sind alles Themen, die ich als Forscher nicht gelernt habe. Diese unternehmerischen Fähigkeiten muss ich mir entweder aneignen oder mir die entsprechenden Management-Kapazitäten ins Team holen, damit eine Gründung auch wirklich erfolgreich sein kann und ich die PS auch auf die Straße bringen kann. Was ich auch oft sehe ist, dass das Feedback aus dem Markt manchmal noch intensiver sein könnte. Viele hardwarebasierte Start-ups finden zu spät zum Markt, sprechen zu spät mit der Industrie, sind häufig zu technologie- und forschungs-verliebt. Es ist aus meiner Sicht eine große Herausforderung, sich früh für Anregungen aus dem Markt heraus zu öffnen und nicht am Markt vorbei ein Produkt entwickeln.

Nicht zuletzt durch die Etablierung zahlreicher DigiHubs haben Gründer im Bereich der digitalen Geschäftsmodelle in den letzten Jahren viel Unterstützung erfahren. Was wären aus Ihrer Sicht die geeigneten Instrumente, um hardwarebasierte High-Tech Gründungen nachhaltig zu unterstützen?

Im Endeffekt kommt es darauf an, dass hardwarebasierte High-Tech Start-ups frühzeitig mit ihren Kunden einerseits und andererseits auch mit Mentoren aus der Industrie in Kontakt kommen, mit Leuten die einfach den Markt repräsentieren. Die DigiHubs haben ja auch den Anspruch, dass sie Start-ups mit Mittelständlern in Kontakt bringen, dass man kooperiert, aber auch Geschäfte miteinander macht, von anderen lernt und die verschiedenen Sichtweisen kennenlernt. Das ist im Hardwarebereich mindestens genauso wichtig. Dazu braucht man durchaus vergleichbare Hub-Strukturen, die dann aber noch intensiver die spezifischen Bedürfnisse wie die Kapitalintensität, aber auch die langen Innovationszyklen und Entwicklungszeiten im Bereich der hardwarebasierten Start-ups adressieren.

Herr Dr. Velling, Sie haben von Beginn an die Entstehung von HIGH-TECH.NRW begleitet. Wo sehen Sie die Mehrwerte dieses Accelerators?

Ganz ohne Zweifel ist es HIGH-TECH.NRW tatsächlich gelungen – und da war ich auch sehr beeindruckt – tolle Mentoren und Industriepartner in das Programm zu involvieren. Das ist ja kein Selbstläufer. Die Mentoren haben sich ja aus freien Stücken ehrenamtlich engagiert. Ich muss zugeben, dass ich zu Beginn hier ein bisschen Zweifel hatte, ob es überhaupt gelingt, im nennenswerten Umfang Mentoren, die einen echten Mehrwert liefern, gewinnen zu können. Es wurde mir auch mehrfach von Gründern bestätigt, wie wertvoll der Beitrag der Mentoren und auch der beteiligten Industriepartner im Programm gewesen ist. Also insofern wurde hier mit begrenzten Mitteln extrem viel erreicht. Das Kosten-Nutzen-Verhältnis von HIGH-TECH.NRW ist sehr beeindruckend gewesen aus meiner Sicht.

Welche Rolle könnten Cluster und Netzwerke wie zum Beispiel der Cluster NanoMikroWerkstoffePhotonik.NRW bei der Unterstützung von hardwarebasierten Start-ups leisten?

Ich denke, dass Cluster und Netzwerke sicherlich ihre Stärke darin haben, die Szene zu kennen, viele Akteure persönlich zu kennen und gut vernetzt zu sein, um passende Ansprechpartner bereitstellen zu können, wenn es darauf ankommt. Ich glaube gerade diese Stärke, Akteure zusammenzubringen, Veranstaltungen durchzuführen, aber eben auch nachhaltig zu vernetzen, ist ein wertvoller Beitrag. Damit können Partner – seien es Start-ups oder Vertreter aus der Industrie – zusammenfinden, Mentorenschaften etabliert werden, aber auch einfach nur ein unkomplizierter Austausch stattfinden. Ich glaube dafür sind Cluster sehr wertvoll.

Quelle: NMWP-Magazin

Cluster NMWP.NRW

Der Landescluster NanoMikroWerkstoffePhotonik.NRW handelt im öffentlichen Auftrag mit Sitz in Düsseldorf und entstand 2009 im Rahmen der Exzellenzinitiative der nordrhein-westfälischen Landesregierung zur Stärkung der Position NRWs in den Bereichen...mehr...